Die meisten unserer heutigen Arbeitsaufgaben sind sehr wissensintensiv. Das bedeutet sowohl, dass man viel Wissen braucht, um sie ausführen zu können, als auch das häufig bei der Abarbeitung neues Wissen entsteht. Wissen ist kein statisches „Ding“, das im Kopf gespeichert wird und beliebig wieder abgerufen werden kann wie von einem Computer Daten oder Informationen, sondern es wird dynamisch konstruiert und rekonstruiert. Es entwickelt sich ständig weiter. Dieser Entwicklungsprozess wird (idealtypisch) im Wissensreifungsmodell beschrieben, das im EU-Projekt MATURE entwickelt wurde.

Wissensreifungsmodell
Wissensreifungsmodell aus dem EU-Projekt MATURE

Wissen entsteht als Idee bei einer Person (Ia). Diese muss sich zunächst selbst über die Konsequenzen und Auswirkungen klar werden und die Idee weiter durchdenken und entwickeln (Ib). Irgendwann kommt sie aber an einen Punkt, wo nur der Dialog mit anderen weiterhilft, um die Idee und das damit verbundene Wissen weiter zu entwickeln. Daher wird es mit Freunden, Kollegen, Experten oder auch Kunden und Partnern diskutiert und reift (II). Es wird von verschiedenen Perspektiven beleuchtet und ergänzt und schließlich für gut befunden oder auch verworfen. Um in Unternehmen mit dem Wissen etwas anzufangen müssen organisatorische Veränderungen in Gang gesetzt werden. Dazu bedarf es formaler Mechanismen wie z.B. der Beantragung eines Pilotprojekts. Dazu muss auch das Wissen, dass bisher nur mit „Insidern“ diskutiert wurde formalisiert werden und den Entscheidern, die häufig keine Experten auf dem Wissensgebiet sind näher gebracht werden (III). Während das Wissen in einem Pilotprojekt/-versuch weiter erprobt und verfeinert (IV2) sowie bei positivem Ergebnis in größerem Stil eingeführt wird (V2a). Parallel dazu müssen immer mehr Mitarbeiter mit dem Wissen vertraut gemacht werden. Das Projektteam z.B. könnte eine ad-hoc Schulung erhalten, um gut vorbereitet zu sein (IV1). Die Mitarbeiter, die im Rahmen eines größeren Roll-outs damit konfrontiert werden brauchen i.d.R. ein formales Training (V1a). Einige wenige Ideen oder Entwicklungen werden zum Standard im gesamten Unternehmen oder sogar darüber hinaus.

Im Projekt SCHub werden insb. die Phasenübergänge von der Idee (z.B. in einem Blog-Artikel) zur Diskussion in Communities (in einem Forum) und von dort weiter in ein formales Dokument wesentlich besser unterstützt als in anderen Systemen.

Über die Wissensreifung von Inhalten hinaus wird auch die Reifung der Semantik unterstützt, indem strukturlose Tags an Benutzerprofilen zu semi-formalen Folksonomies weiterentwickelt werden können. Prozessreifung wird über das semi-automatische Erkennen von Aufgabenmustern und deren Wiederverwendung in neuen Workflows unterstüzt.